Folge 25 meiner autobiografischen Erzählung (1986):
Spricht Jesus zu ihm:
Weil du mich gesehen hast, Thomas, deshalb glaubst du. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben!
Nach wie vor wartete ich noch auf das Ergebnis meiner Diplomarbeit. Eines Morgens allerdings stürzte ich unversehens in eine heftige Glaubenskrise. Sie begann mit einer Nachrichtenmeldung im Radio: „Bei
Ausgrabungen in
Zentralafrika haben Forscher einen sensationellen menschlichen
Knochenfund gemacht. Das Alter des gut erhaltenen Skeletts wird nach
Untersuchungen mit der sogenannten C-14 Methode, einem recht
zuverlässigem Verfahren, auf etwa 30 000 Jahre geschätzt. Es ist
somit der bislang älteste archologische Nachweis menschlicher Existenz.“
Ich
hatte meine häusliche Arbeit unterbrochen und starrte fassungslos das
Radio an. Der Nachrichtensprecher war mittlerweile schon bei der
nächsten Meldung,
aber ich hörte nicht mehr hin. Als wäre eine Lawine losgetreten
worden, begannen Gedanken durch meinen Kopf „talabwärts“ zu rasen.
Ein
30 000 Jahre alter menschlicher Knochenfund? Wie ist das möglich? ...
Laut Bibel lebten Adam und Eva vor ca. 6500 Jahren. ... Aber die C-14
Methode ist
zuverlässig! ... Bin ich mit meinem Glauben einer Illusion
aufgesessen, ... in einer Sekte gelandet, wie mein Eltern behaupteten?
Ich versuchte meinen Gedankenstrom zum Stoppen zu bringen: Reiß dich zusammen! Versuch in Ruhe nachzudenken! Aber
die „Lawine“ rollte noch eine Weile weiter. Erst nachdem ich mich in
meinen Lieblingssessel fallen gelassen hatte, kam sie zum
Stoppen.
Mir
war völlig klar, dass
gerade etwas Einschneidendes geschehen war. Und ich nicht einfach
wieder zur Tagesordnung übergehen konnte. Wenn die Nachrichtenmeldung
stimmte, und daran bestand für mich nicht der geringste
Zweifel, hatte ich ein ernstes Problem.
Nach
einer kleinen Weile erhob ich mich wieder aus meinem Sessel und begann
im Zimmer auf- und abzugehen. Ich versuchte mich auf das Wesentliche zu
konzentrieren: Okay, was ist das eigentliche Problem?
Nun, das lag auf der Hand: In der
Gemeinde wird gelehrt, dass die ganze Bibel Gottes Wort ist und somit
keine Unwahrheiten enthält. Danach
existiert die Menschheit seit ca. 6500 Jahren! Wie aber ist das mit
einem 30 000 Jahre alten menschlichen Knochenfund vereinbar?
Die "Gedankenlawine" begann sich wieder in Bewegung zu setzen. Panikartig dachte ich: Ich muss raus aus der Wohnung! Kurz
entschlossen zog ich mir die Jacke über und ging Richtung Haustüre. Pastor Maurice aus Ghana kam in den Sinn. Er kam seit einiger Zeit regelmäßig ins Jesushaus und wir hatten uns ein
wenig angefreundet. Ja, dachte ich, den suche ich jetzt auf und erzähle ihm die ganze Sache. Vielleicht weiß der ja einen Rat
Unten an der Strasse angekommen überlegte ich, ob ich den Bus nehmen sollte. Dann aber entschied ich mich doch für einen kleinen
Fußmarsch. Ein wenig frische Luft würde mir vielleicht gut tun.
Als
ich noch ganz in der Nähe meiner Wohnung durch ein kleines Wäldchen
kam, fiel mir plötzlich ein, dass ich ja vielleicht beten
könnte. Schließlich hieß es doch in der Bibel: „Rufe mich an in der
Not, und ich werde dich erretten!“ Aber sofort meldete sich der
Zweifel: Du willst zu einem Gott
beten, der vielleicht gar nicht existiert?
Ich
schob den Gedanken beiseite und betete: "Du weißt, was geschehen ist!
Ich habe auf einmal große Zweifel am Glauben. Bitte hilf mir!" Das ist
absurd! maulte der Zweifel erneut. Ich ignorierte ihn einfach und ging weiter.
Aus dem Wäldchen kommend gelangte ich auf einen Weg, der mich an
Feldern und Wiesen vorbeiführte. Ich war ihn schon einige
Male zuvor gegangen, aber an diesem Morgen hatte ich keinen Blick
für diese idyllische Landschaft. Und auch der strahlend blaue Himmel mit
einigen wenigen Schäfchenwolken vermochte mich nicht
aufzuheitern. Langsam und müden Schrittes bewegte ich mich auf den
sich am Horizont abbildenden Wald zu. Dort setze ich mich erst einmal auf die alte Bank, dachte
ich.
Ich
befand mich vielleicht noch etwa fünfzig Meter vom Waldrand entfernt,
als ich zu meinem Bedauern feststellen musste, dass die dort
aufgestellte Holzbank besetzt war. Ein älteres Pärchen saß
schweigend darauf und genoss das sonnige Wetter. Mist!,
dachte ich, denn eigentlich wollte ich
hier ein kleine Pause einlegen. Warum
müssen die ausgerechnet jetzt da sitzen?
Als
ich vielleicht noch zehn Meter von der Bank entfernt war und mich in
den Wald begeben wollte, standen die Beiden auf einmal abrupt auf.
Sekunden später
verschwanden sie im Wald.
Ich war verdutzt stehen geblieben. Als ob sie einen inneren Befehl erhalten hätten, dachte ich kurz. Dann ließ ich mich kraftlos auf die Bank
fallen und streckte alle Viere von mir. Nur kleine Verschnaufpause!, dachte ich. Dann geht`s weiter!
So
saß
ich einige Minuten regungslos auf der alten, hölzernen Bank und
empfand beinahe schmerzlich eine tiefe, innere Leere. War wirklich alles
in den zurückliegenden Monaten eine Illusion gewesen?
Hatte ich mir selber etwas vorgemacht?
Ich hatte schon eine ganze Weile ohne großes Interesse in
die sich vor mir ausbreitende Landschaft geschaut
Gelegentlich schweifte der Blick auch himmelwärts. Eigentlich ein richtig schöner Tag, Wenigstens wettermäßig, dachte
ich.
Mein
Blick ruhte nun leicht schläfrig auf eine kleine Ansammlung von
kleinen, weißen Wölkchen am ansonsten fast strahlend blauen Himmel. Sehen ja fast
wie Buchstaben aus, dachte ich. Schaute wieder weg, Dann erneut hin. Wolken wie
Buchstaben, dachte ich fast schon etwas amüsiert. Und schaute neugierg geworden etwas genauer hin.
Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Ungläubig starrte ich in den Himmel. Das gibt`s doch nicht!, dachte ich bestürzt.
Aber es bestand kein Zweifel! Am Himmel waren in lockerer Form fünf kleine Wolken nebeneinander wie Buchstaben
aufgereiht. Ein Wort stand so deutlich sichtbar am Himmel geschrieben. Es war der Name:
(dies ist kein Originalbild, sondern soll nur einen ungefähren Eindruck vom tatsächlichen Wolkenbild vermitteln)
Ich war von der hölzernen Bank aufgestanden und betrachtete ungläubig das Wolkengebilde am Himmel. Kann das wirklich sein?
Ich
setzte meine Brille ab und schaute, ich setzte sie wieder auf und
schaute. Es bestand kein Zweifel . Dort oben am Himmel war eindeutig des
Wort J e s u s lesbar.
Mir fiel ein Bibelvers aus der Apostelgeschichte ein: In keinem anderen Namen (als dem Namen Jesus) unter dem Himmel ist das Heil
...
Ja, da und da stand nun dieser einzigartige Name deutlich lesbar am Himmel. Unwillkürlich fragte ich mich: Ob dies jetzt auch Andere
sehen? Nein, dachte ich, vermutlich nicht!
Mal
abgesehen davon, dass ich mich völlig alleine auf weiter Flur befand,
würde ein anderer Blickwinkel das Ergebnis wahrscheinlich verändern. Und
wenn
nicht, dann käme vermutlich niemand auf die Idee, Wolken am Himmel
zu betrachten. Dieses Zeichen war ganz alleine für mich!
Und jetzt?, dachte ich auf einmal,
wie soll ich denn jetzt damit umgehen? Wieder fiel mir ein Bibelvers ein. Als Gott aus dem brennenden Dornbusch heraus zu Moses sprach, sagte er: Zieh deine Sandalen aus, denn du
stehst auf heiligem Boden
Und
so kniete ich nieder und dankte Gott, auf die fünf Wolken blickend, für
diese große Offenbarung. Danach stand ich auf, drehte mich schnell um
und ging,
ohne noch einmal zurückzublicken, in den Wald hinein.
Wenig später saß ich Pastor Maurice
aus Ghana gegenüber und erzählte ihm die ganze Geschichte von der
Nachrichtenmeldung bis hin zu meinen
meinem „Wolkenerlebnis“. Er hörte mir, ohne eine Miene zu verziehen,
ruhig zu. Dann stand er auf, holte eine Bibel herbei, und sagte: „Ja,
das war eine Offenbarung Gottes. In der Bibel gibt es
einige Stellen, wo Gott sich in den Wolken offenbart. Zum Beispiel
im zweiten Buch Mose ...“
Er
las mir noch einige andere Beispiele aus seiner Bibel vor, in denen von
Gott und den Wolken die Rede war. Sie waren eigentlich nur sehr
entfernt mit
meinem Erlebnis verwandt, zeigten aber, dass Gott sich gelegentlich
auf sehr direkte Weise Menschen offenbarte. Jedenfalls wenn man den
Erzählungen der Bibel glaubte!
"Danke,
John!“, sagte ich beim Abschied. Ich hatte zwar
der Bestätigung aus seinem Munde nicht mehr unbedingt bedurft, -
denn mein Wolkenerlebnis sprach sozusagen für sich selber- aber seine
Worte hatten trotzdem gut getan.
Mir war es nun auch ziemlich egal, dass man 30 000 Jahre alte menschliche Knochen gefunden hatte: Na und?!, dachte ich. Was hat das jetzt noch
für eine Bedeutung? Gott hat mein Gebet beantwortet und mir ein großes Zeichen gegeben. Das alleine zählt!
Guten
Mutes trat ich wieder meinen Heimweg an. Der Zweifel war endgültig
besiegt. Mein Glaube war wieder zur Gewissheit geworden! Gott sei
Dank!
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