(Bremen 1988):
Als ich am nächsten
Vormittag ins Gemeindebüro kam, wurde ich gleich weiter in das
Arbeitszimmer von Pastor G. gewiesen: „Er möchte dich sprechen!“,
ließ mich seine Sekretärin wissen.
Drinnen ging es dann
direkt zur Sache: „Setz dich“, sagte er und wies auf den Stuhl
vor seinem Schreibtisch. „Sag mal, was war denn da gestern noch in
der Gemeinde los? Eine Dämonenaustreibung, stimmt das?“
Ich schaute ihn
etwas irritiert an: „Ja, stimmt! Aber woher weißt du das? Die
meisten waren doch schon gegangen.“ „Phil war heute morgen hier
und hat mir alles erzählt. Er war ziemlich durch den Wind … !“
Ich war überrascht
und alarmiert zugleich. Tatsächlich war ich davon ausgegangen, dass
Phil dieses Erlebnis schon verarbeiten würde. Aber das er gleich am
nächsten Morgen zum Pastor gehen und ihm brühwarm alles erzählen
würde!?
„Gut, „sagte
ich, „am besten schildere ich dir dir Dinge mal aus meiner Sicht!“
Und das tat ich dann auch. Als ich geendet hatte, schaute Bruder G.
mich ernst an: „Ihr seid auf einen Schauspieler reingefallen. Der
hat euch was vorgespielt!“
Aha, in diese
Richtung ging es nun! „Ja, und wie erklärst du dir, dass er wie
von Geisterhand vom Stuhl gefegt wurde und anschließend ein
taubengroßes Ei am Hals hatte?“
„Weiß ich nicht!
Aber auf jeden Fall hatte das Ganze nichts mit Dämonen zu tun und
ich verbiete dir, so etwas hier während deines Praktikums noch
einmal zu praktizieren. Haben wir uns verstanden?“ Ich starrte in sein
ernstes Gesicht. War das wirklich wahr, dass er die ganze Sache jetzt
als Schauspielerei abtun wollte? „Ja, ich habe verstanden“,
entgegnete ich. „Ich denke zwar nicht, dass du Recht hast, aber ich
werde mich an deine Anordnung halten!“
Als ich wenig später in der nahegelegenen Fachhochschule frühstückte, ging mir die ganze Angelegenheit noch einmal durch den Kopf. Nein! Er hat nicht Recht, dachte ich. Aber es war klar, dass diese Episode meine Position in der Gemeinde nicht unbedingt verbessert hatte. Was mir aber egal war! Ich würde auch in Zukunft nicht meine Überzeugungen einem zweifelhaftem Gemeindefrieden opfern!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen